Weltrotkreuztag 2007 im Zeichen der Integration
Zum Weltrotkreuztag am 8. Mai 2007 wirbt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit bundesweiten Straßen-Aktionen für die Integration von Menschen in Notlagen. Im „Tagesspiegel“ appelliert DRK-Präsident Dr. Rudolf Seiters an Staat und Gesellschaft, Beiträge gegen soziale Benachteiligung und Diskriminierung und für Mitmenschlichkeit zu leisten. Lesen Sie hier Auszüge aus dem Meinungsartikel:
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„In unserem von Wohlstand geprägten Land leben zu viele Menschen in prekären Situationen. Ihre Ausgrenzung können wir uns schlichtweg nicht leisten. Armut ist in Deutschland kein Randphänomen. Meist geht sie einher mit schlechter Bildung und Ausbildung. Aber auch die so genannte Mitte der Gesellschaft ist nicht sicher vor Arbeitslosigkeit und damit vor Armut.“
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„Initiativen der Bundesregierung zum Abbau von Arbeitslosigkeit sind angesichts von 3,9 Millionen Arbeitslosen, davon über 1,5 Millionen Langzeitarbeitslosen, auch zukünftig unverzichtbar. Der Arbeitsmarkt allein wird Arbeitslosigkeit nicht beseitigen. Bisherige Maßnahmen zur Förderung von Arbeit durch größere Vermittlungsbemühungen oder durch Sanktionierung der Arbeitslosen greifen bisher nur unzureichend, weil insbesondere für gering qualifizierte Arbeitskräfte zu wenige Arbeitsplätze zur Verfügung stehen.“
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„Der notwendige Ausbau der Kinderbetreuungsangebote sollte aus Sicht des DRK durch einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für alle Kinder ab dem ersten Lebensjahr, Beitragsfreiheit und höhere Qualität der Kindertagesstätten unterfüttert werden. Die Investitionen in Kinderkrippen sind Investitionen in die Zukunft unseres Landes. Die Kosten sollten daher von der Gesellschaft als ganzer getragen werden.“
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„Besonders dramatisch ist die Situation vieler Migrantinnen und Migranten. Wir anerkennen die Bemühungen der Bundesregierung um integrative Maßnahmen im Rahmen des Nationalen Integrationsplans. Insbesondere im Bereich Bildung sehen wir die größten Herausforderungen. Denn: Keine abgeschlossene Berufsausbildung zu haben, bedeutet für drei Viertel aller Betroffenen Arbeitslosigkeit und damit schlechte Voraussetzungen für ihre Integration.“
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„Die geplante Bleiberechtsregelung ist ein wichtiger Schritt nach vorn und soll eine bessere Lebensgrundlage für rund 70.000 langjährig Geduldete schaffen. Für Folteropfer, traumatisierte, schwerkranke oder behinderte Menschen schafft das Gesetz jedoch keine befriedigende Lösung. […] Ein wichtiges Anliegen ist auch der Schutz von Flüchtlingen vor Abschiebung in Bürgerkriegsregionen. Wir plädieren dafür, Flüchtlingen, denen in ihrem Heimatland ernsthafter Schaden droht, einen Rechtsanspruch auf einen Aufenthaltstitel zu gewähren. Wir sprechen uns zudem dafür aus, über die jetzt vorgenommene Altfallregelung hinaus eine grundsätzliche Lösung des Problems von Kettenduldungen in Angriff zu nehmen.
Wir müssen erkennen: Unabhängig von den individuellen Lebensbedingungen hat jeder Mensch ein Recht auf ein Leben in Würde. Chancengleichheit und Solidarität gehören für uns dazu.
Wir appellieren daher an Staat und Gesellschaft, aber auch an den eigenen Verband, Beiträge gegen soziale Benachteiligung und Diskriminierung und für Mitmenschlichkeit zu leisten: jede und jeder nach seinen Möglichkeiten, sei es in der Nachbarschaft, in der Familie oder aber im Rahmen haupt- und ehrenamtlicher Tätigkeit beim Deutschen Roten Kreuz.“