Fünfter Katastrophenschutz-Kongress in Weiden
Unter dem Motto "Sicherheit braucht Qualität - vom Anspruch zur Wirklichkeit" fand vom 30.3.-1.4.2007 der fünfte Bayerische Katastrophenschutz-Kongress in Weiden statt.
Themen waren neben aktuellen Entwicklungen im Katastrophenschutz auf europäischer, Bundes- und Landesebene Herausforderungen durch neue Bedrohungslagen, Anforderungen an die internationale Katastrophenhilfe sowie taktische Modelle und Führungssysteme. Zentrales Thema war auch der Rückblick auf die Großveranstaltungen des Jahres 2006 (Fußball-WM, Papstbesuch, Schneekatastrophe in Bayern). Eine Sequenz zum Management von chemischen, biologischen, radioaktiven, nuklearen und explosiven Gefahrstoffen rundete den Katastrophenschutz-Kongress ab.
Erstmals fand parallel der Bayerische Fachkongress Rettungsdienst statt. Zentrales Thema war dort der Strukturwandel der rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen sowie in der Ausbildung und der Leitstellen.
Der Kongress fand großen Zuspruch bei Leitungs- und Führungskräften der Hilfsorganisationen aus dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland. Eine Fachausstellung mit Ausstattung, Geräten und Fahrzeugen rundete das Kongressprogramm ab.
Für das Präsidium des Roten Kreuzes eröffnete Bundesarzt Dr. Karl Demmer die Veranstaltung. Er betonte die Herausforderungen, die aus der Neukonzeption des nationalen Bevölkerungsschutzes für das Rote Kreuz entstehen. Er warnte vor Katastrophenschutz nach Kassenlage und nannte Planung, Modularität und Kompatibilität als Schlüsselfaktoren. Die Freiwilligen als tragende Säule des Bevölkerungsschutzes benötigten hierfür neben professioneller Ausbildung und Vorbereitung überregionale Vernetzung, die nicht an politischen Grenzen halt machen könne.
Christa Prinzessin von Thurn und Taxis, Präsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes, schloss sich diesen Ansichten an und betonte die Wichtigkeit der Gleichbehandlung aller im Katastrophenschutz tätigen Einsatzkräfte. In diesem Zusammenhang freute sie sich über einen Etappensieg beim Anliegen der Helfergleichstellung, nachdem Bayerns Innenminister Anfang März signalisiert hatte, ab 2008 im erklärten Katastrophenfall den Anspruch auf Freistellung und Lohnfortzahlung gesetzlich zu regeln. Auch wenn das Ziel der Gleichbehandlung auch unterhalb der Katastrophenschwelle noch nicht erreicht sei, trage dieses erfreuliche Zeichen dazu bei, dass sich die Helferinnen und Helfer des Roten Kreuzes nicht als "Helfer zweiter Klasse" fühlen müßten. Details finden Sie unter www.helfergleichstellung.brk.de.
In ihrem Rückblick auf die Fußball-Weltmeisterschaft betonte sie die angenehme Zusammenarbeit mit allen beteiligten Organisationen, die sich durch dieses Großereignis besser kennen und schätzen gelernt haben. Das Rote Kreuz habe durch seine Schlagkraft, Kompetenz und Begeisterung aus dem Sommermärchen auch ein Rotkreuzmärchen gemacht. Sie forderte die politisch Verantwortlichen nachdrücklich auf, die Ausstattung des Katastrophenschutzes nach der WM finanziell nicht aus den Augen zu verlieren.
Ihren herzlichen Dank sprach sie Brigitta Hausl-Wieschalka stellvertretend für den Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz aus, der den Kongress mit vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern bereits zum fünften Mal ausrichtet.
Besondere Aufmerksamkeit zog am Samstag der Vortrag von Vertretern des israelischen Roten Davidsterns und des palästinensischen Roten Halbmonds auf sich. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt, als sie ihre Erfahrungen und einsatztaktischen Konzepte mit den leider alltäglichen Terroranschlägen schilderten. Besonders eindrucksvoll war die Referenz auf einen zentralen Grundsatz der weltweiten Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung: die Unparteilichkeit. Der Vortrag von Guy Caspi aus Israel wurde von langanhaltendem Applaus unterbrochen, als er feststellte, dass im Einsatzfall trotz politischer Differenzen eines selbstverständlich sei: "lives have to be saved - there are no boarders".
Weitere Informationen zum Kongress finden Sie auch beim Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz.